Veranstaltung: | 42. Landesparteitag Magdeburg 30. November 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 4.1. a) Landesvorsitz, Frauenplatz |
Antragsteller*in: | Reinhild Hugenroth (KV Wittenberg) |
Status: | Zurückgezogen (unsichtbar) |
Eingereicht: | 02.10.2019, 15:39 |
B-ALT-2: Bewerbung als Landesvorsitzende - Dr. Reinhild Hugenroth
Antragstext
Liebe Freundinnen und Freunde,
was sind die größten Herausforderungen in unserem Landesverband? Diese Frage
habe ich mir gestellt, bevor ich mich entschieden habe, als Landesvorsitzende zu
kandidieren.
Wir sollten zunächst unsere Kampagnenfähigkeit wieder erlangen. Die letzten
Monate waren leider durch Beeinträchtigungen gekennzeichnet. Wir sollten das
konstruktiv aufarbeiten und dabei den Blick stets nach vorne richten. Wir
benötigen einen Vorstand, der geschlossen auftritt und den Landesverband
entschlossen in die nächste Wahl führt. Ich glaube, dass ich dafür die Richtige
bin.
Viele kennen mich, aber da das Leben durchaus vielfältig verläuft, will ich
meinen politischen Werdegang transparent machen. Ich bin seit 1992 Mitglied von
Bündnis 90/Die Grünen. Damals wurde ich Geschäftsführerin der deutschen Grünen
im Europaparlament. Es waren aufregende und engagierte Zeiten. Auch die West-
Grünen wollten wieder in den Bundestag einziehen – und dafür war die Europawahl
1994 sehr wichtig. Mit einer gelungenen Kampagne für Demokratie in Europa
konnten wir auf Bundesebene erstmalig ein zweistelliges Wahlergebnis erzielen.
Auch im ehrenamtlichen und im beruflichen Leben habe ich erfolgreich Kampagnen
organisiert – etwa für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub oder zu
Alphabetisierung und Grundbildung.
Inhaltlich sehe ich, dass das Land Sachsen-Anhalt modernisiert werden muss – und
zwar ökologisch, sozial und demokratisch.
Neben der Agrar- und der Energiewende ist es die Mobilitätswende, wo ich einen
Beitrag leisten kann. Die intelligente Verknüpfung von Bus, Bahn und Fahrrad
sollte unser Ziel sein. Wir brauchen in den großen Städten deutlich mehr Platz
für’s Rad. Auf dem Land sollen neue Ideen des ökologischen Transportes genutzt
werden, sei es Bürgerbus oder Bürgerradwege. Die Verkehrswende kommt von unten,
von modernen Menschen, die anders mobil sein wollen – und die Mobilität in Stadt
und Land verknüpft sehen wollen.
Die Modernisierung muss auch die gleichwertigen Lebensverhältnisse von Stadt und
Land wieder in den Fokus nehmen. Dazu bedarf es einer Neuausrichtung der
Strukturpolitik, die die Menschen auf dem platten Land ernst nimmt und
einbezieht. Dezentrale Lösungen vor Ort sind unser Weg. Zur Gleichwertigkeit der
Lebensverhältnisse gehört es, an jeder Milchkanne Mobilfunk und digitale
Infrastruktur vorzufinden. Alles andere ist mit uns nicht zu machen.
„Kein Kind zurücklassen“ - das muss unser Kernauftrag in der Bildung sein. Immer
noch entscheidet die Herkunft der Kinder über ihren Bildungserfolg. Darum müssen
wir gleichwertige Schullaufbahnen möglich machen, die nicht in Sackgassen
münden. Lasst uns also die Gemeinschaftsschulen entwickeln – mit Anschluss zum
Abitur. Mit Blick auf den anstehenden Digitalpakt an den Schulen stehen wir
ohnehin vor großen Veränderungen. Es geht gar nicht anders, als den Schulen vor
Ort mehr Verantwortung zu geben – sei es, dass sie über ein Budget verfügen oder
Personalentscheidungen selbst treffen können. Wir können den Weg aus der Krise
in die moderne Gestaltung der Schule gehen.
Sachsen-Anhalt ist, ob wir das wollen oder nicht, mit der Kenia-Koalition
Vorreiter für andere Bundesländer. Wir sollten aus dieser ungeliebten Verbindung
endlich eine erfolgreiche machen. Auch wenn das zunächst überraschend klingen
mag: Fridays-for-Future bieten die Chance für einen neuen Anlauf. FFF ist
nämlich nur vordergründig eine Klimabewegung, tatsächlich haben sie Anstoß für
einen breiten ökologischen und demokratischen Aufbruch gegeben. Wir Grünen
stehen diesem Impuls näher als jede andere Partei. Wir sollten daher nicht
zögern, ihn aufzugreifen – um breite gesellschaftliche Reformbündnisse zu
bilden.
Die Basis von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt kann am besten entscheiden,
was gut für sie ist. Ich habe daher einen Antrag für den Landesparteitag
eingebracht, der die Satzung um die Möglichkeit einer „Urwahl“ ergänzt. Wir
wollen sowohl die beiden Spitzenkandidat*innen für die Landtagswahl als auch die
Landesvorsitzenden in einer Urwahl bestimmen. Lasst uns diese basisdemokratische
Chance nutzen! Ich werde das meine dazu beitragen – und die volle Kraft für den
Landesvorsitz einbringen.
Mit grünen Grüßen
Reinhild
Begründung
Kurzbiografie:
Wohnort Lutherstadt Wittenberg, promovierte Bildungssoziologin, geb. 1963, verheiratet, FernUniversität Hagen, Magistra Politikwissenschaft und Philosophie, Abitur Abendgymnasium.
Meine politische Biografie in Kürze:
- seit 1992 Mitglied Partei BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN
- 1994 bis 1998 Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Europa im Fachbereich Außenpolitik
- 1995 Direktkandidatin Landtagswahl NRW in Bonn
- 2000 bis 2011 Mitglied im Kreisverband Mülheim an der Ruhr, Mitarbeit Landesarbeitsgruppe Bildung des Landesverbandes NRW
- seit 2013 Vorsitzende Kreisverband Wittenberg
- seit 2015 Sprecherin der Landesfachgruppe Bildung, Kultur und Wissenschaft
- 2016 Direktkandidatin Landtagswahl Sachsen-Anhalt
- seit 2014 Mitglied im Kreistag Wittenberg
- seit 2019 Mitglied im Stadtrat von Lutherstadt Wittenberg (Fraktionsvorsitzende)
- seit 2015 stellvertretende Landesvorsitzende ADFC
Weitere Mitgliedschaften:
Deutsche Vereinigung für Politische Bildung, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Club Soroptimist International, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Slow Food Deutschland, Stadtbibliothek Wittenberg
Zahlreiche grüne Publikationen:
- Kein leichter Weg nach Eurotopia – Maastricht so nicht (1992)
- Entstehung und zivilgesellschaftliche Interventionsformen des Internationalen Solidaritätsfonds (ISF) der Partei BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, unveröff. Magistraarbeit (2000)
- Demokratie leben und lernen – Erfahrungen der Laborschule Bielefeld, Publikation für die grüne Landtagsfraktion NRW (2017)
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