Veranstaltung: | 42. Landesparteitag Magdeburg 30. November 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 7. Anträge |
Antragsteller*in: | Dorothea Frederking (KV Altmarkkreis Salzwedle), Torsten Beyer (KV Anhalt-Bitterfeld), Andreas Müller (SV Halle (Saale)), Nils Rosental (KV Jerichower Land) und Henrik Ratzow (KV Mansfeld-Südharz) |
Status: | Überweisung |
Eingereicht: | 06.11.2019, 14:55 |
A-5: Wald in der Klimakatastrophe: Nötiger denn je
Antragstext
In diesem Antrag verstehen wir unter „Wald“ – im Gegensatz zu anderen möglichen,
berechtigten Klassifizierungen - sowohl die Wirtschaftswälder (auch
üblicherweise als Forste bezeichnet) als auch nicht in wirtschaftlicher Nutzung
befindliche Wälder wie den Nationalpark Harz.
Der LPT möge feststellen:
1. Wald verdient mit seinen vielfältigen Funktionen und Leistungen hohe
Wertschätzung
Der Wald erfüllt vielfältige Funktionen Er stabilisiert das regionale Klima,
stellt weitere ökologische Dienstleistungen wie CO2-Bindung,
Sauerstoffproduktion, Luftreinigung und -kühlung zur Verfügung, dient der
Erholung sowie der Gewinnung von Holz. Auch für die Bereitstellung von
Trinkwasser sind intakte Waldflächen von größter Wichtigkeit, hier wird Wasser
gereinigt und im Boden zurückgehalten. Der Wald ist Lebensraum für unzählige
Pflanzen und Tiere. Er ist äußerst artenreich und wichtig für die Erhaltung der
Biodiversität.
Bei einem andauernden Scheitern der globalen Klimaschutzbemühungen sind die
Erhaltung und der Ausbau der hiesigen Waldflächen die sichersten, natürlichsten,
kostengünstigsten und vielleicht einzigen Mittel welche wir haben, um unsere
Region zu stabilisieren. Je größer der Wald, desto besser können Bäume unsere
Umgebung kühlen und auch Niederschläge begünstigen. Der Wald bis zu einem
gewissen Grad in der Lage, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Wir wollen
den Wald vom Klima-Opfer zum Klima-Retter machen.
2. Die menschengemachte Klimakatastrophe ist die Hauptursache des Waldsterbens
Die Hauptursache des Baumsterbens ist der Klimawandel. Stürme, die sehr
trockenen Jahre 2018 und 2019, Insekten und zahlreiche Komplexerkrankungen haben
als Folgen der menschengemachten Klimakatastrophe enorme Schäden an den
Waldflächen in Sachsen-Anhalt verursacht. Dabei ist nicht nur die Fichte
betroffen, die wie zu erwarten stark durch Borkenkäfer geschädigt wurde, auf
zahlreichen Waldflächen sind verschiedenste Schadbilder und abgestorbene Bäume
zu verzeichnen.
Die Schäden erstrecken sich auf alle Baumarten, alle Altersklassen und allen
Waldarten, ob Wirtschaftswald oder weitgehend naturbelassener Wald.
Es ist abzusehen, dass sich an bestimmten -insbesondere gegenwärtig schon
ungünstigen- Standorten wie auf den trockenen Sandböden im Fläming sogar ein
Waldsterben vollziehen wird: Bei einer Versteppung werden auf natürliche Weise
keine Bäume mehr wachsen können und eine Pflege wie zum Beispiel mit einer
künstlichen Bewässerung wäre viel zu aufwendig zum dauerhaften Erhalt eines
Waldes.
Darauf zu hoffen, dass sich der Wald von selbst regeneriert ist leichtsinnig, da
sich die natürlichen Prozesse der Wiederbewaldung langsam abspielen. Die
Klimakatastrophe hingegen spielt sich erschreckend schnell ab und übertrifft in
der Entwicklung noch die meisten Prognosen des IPCC. Die natürliche Sukzession
wird bei einem Fehlen von klimaangepassten Bäumen bei der Verschärfung des
Klimawandels immer wieder unterbrochen werden, was zur großflächigen Versteppung
unserer Landschaft führen kann. Wir wollen deshalb, dass neben dem Zulassen von
Waldwildnis – d.h. ohne Bewirtschaftung und ohne Pflegemaßnahmen - auch im
großen Umfang durch menschlichen Eingriff (Wieder/-Neuaufforstung, Umbau)
möglichst schnell robuste Wälder geschaffen werden.
Nur wenn Ursachen und Probleme anerkannt werden, können auch die richtigen
Lösungen gefunden werden. Es ist nicht sinnvoll, wenn einige Akteure die
„Schuld“ für die Schäden der Verwaltung zuschreiben.
Wir sehen in einer ausreichenden Wasserverfügbarkeit eine der größten
Herausforderungen für den Erhalt und die Entwicklung der Wälder.
3. Handeln jetzt – konsequenter Klimaschutz ist Voraussetzung für einen intakten
Wald
Bisher gehören Land- und Forstwirtschaft zu den größten Leittragenden der
Klimakatastrophe. Die Betroffenheit schlägt auf die gesamte Bevölkerung durch,
wenn Ernteeinbußen immer gravierender, Lebensmittel knapp werden und der Wald
die vielfältigen ökologischen Dienstleistungen aufgrund des massiven
Baumsterbens nicht mehr im gewohnten Umfang erbringen kann. Der Wald ist das
erste große Opfer des Klimawandels in unserer Region.
Der Klimawandel verstärkt sich rasant. Die Durchschnittstemperatur im Vergleich
zur vorindustriellen Zeit ist bereits global um 1,1°C und konkret in Sachsen-
Anhalt um 1,4°C gestiegen. Wir müssen endlich ernst machen und dürfen uns nicht
mit unseren eigenen Beschwörungsformeln und Absichtserklärungen gefallen. Wir
sollten uns gegenseitig in die Pflicht nehmen. Alle Bereiche sind gefordert:
Energie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe sowie das
private Agieren.
Genauso wie die Anpassung an den Klimawandel ist der Klimaschutz eine
Voraussetzung zum Erhalt und zur Mehrung des Waldes. Die Veränderungen der
Vegetationsperioden, von Standortfaktoren, Ausbreitungsgebieten und
Wachstumsverhalten verschiedener Baumarten und des Verhaltens von Waldinsekten
bringen enorme Herausforderungen mit sich. Es reicht nicht, gegen die Symptome
der Waldschäden wie den Borkenkäfer anzugehen. Wir müssen an den Ursachen mit
konsequentem Klimaschutz und den damit verbundenen grundlegenden Veränderungen
ansetzen.
Der LPT möge entscheiden:
4. Wassermanagement – Paradigmenwechsel unverzüglich einleiten
Die Entwicklung des Niederschlagstrends zeigt, dass Regionen mit geringen
Jahresniederschlägen noch trockener werden.
Es ist damit zu rechnen, dass sich diese Tendenz fortsetzen und verstärken wird.
In vielen Wäldern ist der Boden bis zu 1,5 m Tiefe ausgetrocknet.
Neuanpflanzungen verdorren, Bäume mit kürzeren Wurzeln und flachwurzelnde
Nadelbäume finden kein Wasser.
Das Helmholtzzentrum für Umweltforschung (UFZ) führt einen Dürremonitor für
Deutschland. Auf diesem ist zu erkennen, das in Sachsen-Anhalt überproportional
viele Gebiete der höchsten Kategorie „Außergewöhnliche Dürre“ liegen.
Wir fordern:
- Die Zielvorgabe für die Unterhaltungsverbände ist neu zu fassen:
ausgewogene Wasserhaltung – das bedeutet, das Wasser bedarfsgerecht
verfügbar bleibt und nicht lediglich der ordnungsgemäße Abfluss zu sichern
ist; hierfür ist das Wassergesetz entsprechend anzupassen
- Absenkung des Grund- und Schichtenwasserpegels weitgehend verhindern und
natürliches Niveau wieder zulassen
- Begradigte oder verrohrte Gewässerläufe durch Renaturierung dazu
befähigen, Wasser länger in den Flächen zu halten
- Es ist zu prüfen, ob Waldflächen von den Unterhaltungsbeiträgen
ausgenommen werden sollten, denn die Aufwendungen für die
Unterhaltungsverbände können sich verringern.
5. Am Nationalparkgesetz Harz und der Nationalparkkonzeption festhalten
In der Naturdynamikzone (auch als Kernzone bezeichnet) soll die Natur Natur sein
können , waldbauliche und menschliche Eingriffe finden nicht statt. Die jetzige
Naturentwicklungszone soll nach und nach in die Kernzone überführt werden. Dabei
wird erwartet, dass sich anstelle der heutigen Fichtenmonokulturen ein
klimastabiler Mischwald etabliert. Ein wichtiges Ziel ist außerdem, Erfahrungen
zu sammeln, wie sich Wald unter den Bedingungen des Klimawandels aus
Kulturwäldern heraus natürlich entwickelt und ob auch heute noch bei einem
inzwischen deutlich wahrnehmbaren Klimawandel positive Erfahrungen wie im
Bayerischen Wald gemacht werden können.
6. Naturnahen Waldbau befördern
Waldbauliche Dogmen werden der Herausforderung der Erhaltung der Waldflächen
nicht gerecht. Standort- und klimagerechter Waldbau muss auch bisher nicht-
heimische Baumarten enthalten dürfen, wenn diese auch standortgerecht sind. Denn
durch den Klimawandel sind nicht mehr immer alle heimischen und
standortheimischen Bäume auch standortgerecht. Damit die Bäume keine negativen
Auswirkungen haben, müssen die Waldbesitzenden für ihren Anbau den Empfehlungen
der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt folgen.
Es sollen, um die wichtigen Ökosystemleistungen dauerhaft zu erhalten,
hauptsächlich stabile, standort- und klimaangepasste Mischwaldbestände entstehen
- sowohl durch Aufforstung und als auch durch Durchforstung in bestehenden
Reinbeständen. Der Umbau zu naturnahen Mischwäldern soll mit öffentlichen
Mitteln gefördert werden. Die Auszahlung von Fördergeldern soll an die
Einhaltung von ökologischen Kriterien und klimarelevanten Mindeststandards
geknüpft werden, die als gute fachliche Praxis im Waldgesetz beschrieben werden
soll.
Ein Ziel muss es auch sein, strukturreiche Dauerwälder mit Bäumen verschiedener
Arten und Altersklassen unter dem grundsätzlichen Ausschluss von Kahlschlägen zu
erhalten. Über die Aufforstung und Gatterung hinausgehend müsste für das Anlegen
und Bewirtschaften von Dauerwald ein Finanzierungsmodell entwickelt werden.
Naturverjüngung, also die selbständige Vermehrung von Bäumen, ist meistens
standortheimisch und wächst mit guter Durchwurzelung und ist daher vorzuziehen.
Bei menschlichen Eingriffen ist die Saat von Bäumen der Pflanzung vorzuziehen,
da gesäte Bäume standortangepasster wachsen und die Wurzeln keine Vorschädigung
vorweisen. Saat- und Pflanzgut muss von Standorten gewonnen werden, die der
prognostizierten klimatischen Entwicklung entsprechen, also vorzugsweise von
sehr trockenen Standorten, zudem ist aber auch eine möglichst breite Streuung
des genetischen Materials anzuraten.
Wir wollen auch auf mindestens 5% des Kommunal, Bundes- und Privatwaldes
Flächenstilllegungen, um in der Waldwildnis bzw. den Urwäldern von morgen
natürliche Entwicklungen beobachten zu können. Vorzugsweise sollen dazu viele
kleinräumige Standorte mit eher trockenen Bedingungen ausgewählt werden, da dort
die kritische Entwicklung bei einer Verschärfung der Klimakrise besonders gut zu
beobachten ist. Über Biotopkartierungen sind die ökologisch bedeutsamen
Standorte zu bestimmen, damit flächenhafte Außernutzungsstellung diesen nützt
und sie nicht gefährdet. Beim Landeswald in Sachsen-Anhalt sind bereits 8,4%
Flächen stillgelegt. Auf die Gesamtfläche bezogen, liegt der Stilllegungsanteil
bei 2,8%. Das sind Waldflächen, die rechtlich gesichert dem menschlichen
Eingriff entzogen sind. Tatsächlich gibt es aus natürlichen und betrieblichen
Gründen mehr unbewirtschaftete Flächen.
Die holzverarbeitende Industrie und der moderne Holzbau nutzen zu einem
überwiegenden Teil das Holz von Nadelbäumen wie Fichte, Tanne und Kiefer Die
angesprochenen Nadelbäume lassen sich in Mischwaldbeständen allerdings nur
bedingt kultivieren. Die Fichte funktioniert nur als Monokultur und die Kiefer
kann in einem Mischwald beigemischt werden. Um zusätzliche Importe zu verhindern
und den Holzbau in der Region zu erhalten und zu stärken, wollen wir an
bestimmten Standorten kleine Reinbestände mit Nadelhölzer in der Größe von
beispielsweise bis zu einem Hektar als intensiven Wirtschaftswald tolerieren in
der Annahme, dass diese Wälder in der Zukunft von 80 bis 100 Jahren gute
Holzerträge für den Holzbau liefern. Für kleine Waldmonokulturen eignen sich
insbesondere sehr sandige und trockene Standorte, die vorzugsweise mit der
Primärbaumart Kiefer aufgeforstet werden können, sofern dadurch keine besonders
artenreichen Biotope gefährdet werden – d.h . sofern sie sich außerhalb von
naturschutzrechtlichen Schutzgebieten nach §§ 23 bis 29 Bundesnaturschutzgesetz
und außerhalb von gesetzlich geschützten Biotopen befinden.
Eine öffentliche Förderung soll es für die Aufforstung von Reinbeständen nicht
geben. Erlaubte Größe und Abstände von kleinen Reinbeständen sowie deren
zulässige Standorte müssten im Waldgesetz definiert werden, damit das
grundsätzliche Anliegen von robusten Mischwäldern nicht unterlaufen wird.
7. Holz nachhaltig nutzen Wir brauchen eine Holzbaustrategie, die von der
Landesregierung unter Einbeziehung des Landesbeirates Holz erarbeitet werden
sollte. Im Rahmen einer Kaskadennutzung sollte Holz zuerst verbaut werden und
erst im zweiten Schritt energetisch genutzt werden, sodass der Einsatz fossiler
Brennstoffe soweit wie machbar vermieden werden kann.
Um Verwendungsmöglichkeiten des in Zukunft veränderten Holzangebots und
Substitutions-möglichkeiten zu erforschen und in die holzverarbeitenden Gewerbe
und Industrien einzubringen, streben wir die Bildung eines Kompetenzzentrums für
Wald- und Klimaschutz an. Es soll auch die kulturelle Errungenschaft des
forstlichen Nachhaltigkeitsgedanken in die Gesellschaft und Wirtschaft
weiterführen. Dies erscheint aufgrund der besonderen Betroffenheit unseres
Bundeslandes durch die Klimakrise mehr als geboten.
8. Ökosystemdienstleistungen des Waldes fair bezahlen
Wir sollten uns für einige Standorte vom Gedanken eines funktionierenden
Wirtschaftswaldes verabschieden, denn vor dem Hintergrund des Klimawandels und
unter den heutigen Bedingungen ist dort eine wirtschaftlich auskömmliche
Forstwirtschaft nicht mehr möglich. Der Erhalt der Ökosystemdienstleistungen des
Waldes muss im Zweifel Vorrang haben vor der Holznutzung. Wir wollen deshalb die
wertvollen Ökosystemdienstleistungen in den Vordergrund rücken und diejenigen,
die diese gesellschaftlichen Leistungen ermöglichen, dafür fair bezahlen.
Durchschnittlich bindet der deutsche Wald 5 Tonnen CO2 pro Hektar. Mit der
Weiterverfolgung dieses Gedankens muss auch die Frage gelöst werden, wie die
CO2-Bindung gemessen werden kann. Denn wir wollen keinen Wald fördern, der nicht
die ökologischen Leistungen erbringen kann.
Es ist nicht die Bundesregierung, die CO2 aus der Luft filtert, sondern der
Wald. Daher sollten die Erträge aus CO2-Zertifikate auch dem Wald zugutekommen
und von Staats- und Landesforstbetrieben und Privatwaldbesitzern angeboten
werden. Auch für Landwirte, die Teile ihrer Flächen aufforsten, kann auf diese
Weise eine Einkommensquelle geschaffen werden.
Die CO2-Bindung ist nur eine von zahlreichen wichtigen Funktionen des Waldes,
daher sollten darüber hinaus weitere Hilfen zum Erhalt und Ausbau der
Waldflächen zur Verfügung gestellt werden.
9. Hilfen für Privat- und Kommunalwald intensivieren
Der überwiegende Teil der Waldbesitzenden sind Kleinst- und Kleinwaldbesitzer,
die mit der Bewirtschaftung des Waldes überfordert sind bzw. aus ihrem Wald
keinen oder kaum nutzen ziehen. Diese müssen durch staatliche Unterstützung in
die Lage versetzt werden, ihren Wald trotz der massiven Schäden durch die
Trockenheit etc. auch weiterhin zu erhalten.
Für Alle , die von ihrem Wald leben, funktioniert das bisherige
Wirtschaftsmodell der Forstwirtschaft zur Generierung von Einnahmen durch den
Holzverkauf zur Zeit nur noch in Ausnahmefällen. Sie machen im Moment massive
Verluste durch den frühzeitigen Abgang von Bäumen, durch die erforderliche
Schadensbeseitigung und durch den Holzpreisverfall. Wir gehen davon aus, dass
sich dieser Zustand aufgrund der Klimakatastrophe verstetigen wird. Betriebe
sind durch die wirtschaftliche schlechte Situation in ihrer Existenz bedroht.
Dadurch können auch die teilweise notwendige Wegesicherung und die
Neuaufforstung nicht mehr bezahlt werden. Demzufolge lohnt sich Waldboden auch
nicht mehr als Investition und es drohen zahlreiche Verkäufe und ein erheblicher
Wertverlust, im schlimmsten Fall weitere Verluste an Waldfläche. Allen muss
geholfen werden, die den Wald hegen und pflegen. Ihre Leistungen sind von der
Gesellschaft gewünscht und wir dürfen sie mit den Herausforderungen des
Klimawandels nicht allein lassen. Fördergelder sollen an ökologische Kriterien
gebunden werden, deren Umsetzung kontrolliert wird.
Entgegen der bisherigen langjährigen Praxis sollen in Zukunft immer auch
Kommunen antragsberechtigt sein.
Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie unterstützt mit
vielfältigen Maßnahmen und Förderprogrammen den Privatwald sowie den
Kommunalwald.
Das Angebot des Bundes mit Millionen-Unterstützung sollte genau analysiert
werden, um es sinnvoll auf Landesebene einzusetzen.
10. Neue Flächen für Wald und zur Anpflanzung von Bäumen finden und nutzen
Aus den klimarelevanten Eigenschaften der Landschaft ergibt sich eine ganz klare
Hierarchie verschiedener Landschaftsformen, bei der Wald mit Abstand die größte
Bedeutung hat. Es müssen daher unter diesen Aspekten insbesondere Landesflächen
beurteilt werden und so möglichst schnell möglichst viele Flächen zur
Erstaufforstung bestimmt werden. Für Landwirte muss ein Modell geschaffen
werden, dass die Erstaufforstung von Brachflächen und Grenzertragsflächen ohne
Einbußen an Fördermitteln ermöglicht, bestenfalls sollte eine Erstaufforstung
sogar mit höheren Zahlungen gefördert werden. Bisher sind die flächengebundenen
Direktzahlungen an die Offenhaltung der Landschaft gekoppelt, bei Verbuschung
oder Bewaldung drohen den Landwirten Abzüge. Das ist unter Klimaschutzaspekten
nicht zu akzeptieren.
Wo kein geschlossener Wald entstehen kann, sollte das Pflanzen einzelner Bäume
oder Baumreihen forciert werden. Hecken- und Baumstreifen in und zwischen Acker-
und Weideflächen, Agroforstkultur und Straßenbäume sollten gefördert werden. Da
sich in Städten durch den hohen Energieverbrauch, die ungünstige Albedo und hohe
Wärmespeicherkapazität der Oberflächen sowie fehlende Vegetation die Situation
in zu erwartenden Hitzeperioden besonders ungünstig entwickeln wird, kommt der
Schaffung und Erhaltung von städtischen Grünanlagen mit vielen Bäumen eine
besonders große Bedeutung für die Erhaltung der zukünftigen Wohn- und
Lebensmöglichkeiten zu.
Damit die landwirtschaftliche Betriebe Anreize für die Anpflanzung bekommen,
schlagen wir vor, dass Bäume in Agroforstsystemen als Kultur gelten sollen und
genutzt sowie auch wieder entnommen werden können. Für die gesamte Fläche - auch
da, wo die Bäume stehen und ihre Kronen ausbreiten - soll es die Flächenprämie
geben. Eine Beschränkung auf Kurzumtriebsplantagen (KUP) ist nicht günstig, weil
so die nötige Flexibilität verloren geht. Wir bitten die Landesregierung sich
dafür einzusetzen, dass Agroforstsysteme in der nächsten GAP Förderperiode
gefördert werden.
Begründung
Zu: Wald verdient mit seinen vielfältigen Funktionen und Leistungen hohe Wertschätzung
Auch für die Bereitstellung von Trinkwasser sind intakte Waldflächen von größter Wichtigkeit. Durch die wiederholte Verdunstung wird Wasser gereinigt und durch das Wurzelwerk, die Blatt- und Nadelstreu lange auf den Flächen zurückgehalten und versickert.
Bäume und Sträucher binden große Mengen an Kohlenstoff. Insbesondere die durch den Wald angetriebenen Wasserkreisläufe sind für unser Leben in der nahen Zukunft vor dem Hintergrund der absehbaren klimatischen Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Je größer die waldbestandene Fläche, desto besser können Bäume unsere Umgebung kühlen und auch Niederschläge begünstigen. Dadurch ist Wald bis zu einem gewissen Grad in der Lage, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Dagegen haben andere Arten der Landnutzung, insbesondere industrielle Agrarwirtschaft sowie Bebauung und Versiegelung von Flächen negativen Einfluss auf unser Klima.
Zu: Die menschengemachte Klimakatastrophe ist die Hauptursache des Waldsterbens
Durch die rasant fortschreitende Klimaveränderung sind die Nadelholzwälder - gerade die Fichte und Kiefer - zwar stärker als die Misch- und Laubwälder betroffen. Dennoch sind in den bisher als sehr robust geltenden Misch- und Laubwaldbeständen im Laufe des Jahres 2019 Schäden aufgetreten, die in diesem Umfang vorher noch nicht dagewesen waren. Darüber hinaus haben waldbauliche Leitbilder aus der Vergangenheit, die teilweise auch heute noch angewandt werden, massiv zur Instabilität und Verletzbarkeit der Wälder beigetragen. Hierzu zählt die Anlage von Monokulturen - darunter verstehen wir großflächige Gebiete mit überwiegend gleichaltrigen und gleichartigen Baumbeständen - und die Baumartenauswahl.
Aber selbst in den letzten 30 Jahren, als die ökologischen Vorzüge von Mischwäldern längst klar waren, wurden zum Teil aus ökonomischen Gründen noch Monokulturen angelegt. Insbesondere die Fichte ist weiterhin so kultiviert worden, da der Anbau in Mischbeständen nicht funktioniert und unwirtschaftlich ist.Einige der bestehenden Monokulturen hätten zu Mischwäldern umgebaut werden können. Klimastabile Wälder sind nur in seltenen Fällen entstanden.
Durch den Klimawandel und den hohen Nährstoffeintrag aus der Luft wird die natürliche Wiederbewaldung wahrscheinlich noch deutlich verlangsamt und dauert mitunter mehrere Jahrhunderte. Ursachen dafür sind zum einen die häufigen und langen Trockenzeiten, zum anderen die durch den Nährstoffeintrag schnell wachsenden krautigen Pflanzen. Beides führt dazu, dass das Anwachsen von jungen Bäumen schwierig ist.
Zu: Handeln jetzt - alle Maßnahmen zum Klimaschutz systematisch umsetzen
Je nach Region fällt die Temperaturerhöhung noch deutlich stärker als die weltweite gemittelte Temperaturerhöhung aus. Der IPCC macht deutlich, dass es in den Auswirkungen des Klimawandels einen sehr großen Unterschied macht, ob die Temperatur global um 1,5°C oder 2°C steigt. Bis zum Jahr 2040 ist eine Erhöhung auf 2°C sehr wahrscheinlich und aufgrund der selbstverstärkenden Mechanismen und des nach wie vor viel zu hohen Ausstoßes an klimawirksamen Gasen kaum noch abzuwenden. USA, China und Russland haben sich offen gegen präventiven Klimaschutz ausgesprochen, sodass wir zurzeit auf einen Temperaturanstieg von 4 bis 6°C bis 2100 im globalen Mittel zusteuern. Das wird dann keine lebenswerte Umgebung mehr für die Kinder von heute sein.
Auch wenn die vom Umweltbundesamt empfohlenen maximalen 1,5°C überhaupt nur mit allergrößten Anstrengungen erreicht werden können, sollten wir Menschen zum Erhalt unserer Zivilisation und unseres Wohlstandes alles tun, damit die Folgen des Klimawandels nicht noch gravierender werden. Mit allen Maßnahmen – egal ob groß oder klein, ob lokal oder global, ob politische Entscheidungen wie der Kohleausstieg oder das individuelle Handeln – müssen die CO2-Emissionen sofort gesenkt werden und der Weg für eine Transformation zu 100 % erneuerbare Energien und Netto-Null-Emissionen unverzüglich beschritten werden. Zum Beispiel gibt es im Mobilitätsbereich ein beachtliches Einsparpotenzial, welches allein durch ein Autobahntempolimit und den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität bei kurzen Strecken unter 7 Kilometer schnell und einfach erzielt werden kann.
Zu: Wassermanagement – Paradigmenwechsel unverzüglich einleiten
Die vergangenen Jahre waren nicht nur durch eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur, sondern auch durch geringere Jahresniederschläge gekennzeichnet. Das führt sowohl zum Ausfall von Erholungswäldern wie am Petersberg bei Halle als auch zum Beginn eines vermutlich jahrzehntelangen Einnahmeausfalls in den Forsten des Südharzes. Eine optimale Wassernutzung ist die wichtigste Grundlage für die weitere Bereitstellung der gesellschaftlich notwendigen ökologischen Dienstleistungen des Waldes.Von Trockenheit und Dürre ist nicht nur der Wald betroffen, sondern sie treffen ebenso Bäume an Straßen, in Gärten, in Parks, auf Grünflächen und in der Agrarlandschaft.
Der Paradigmenwechsel vom Wasserabfluss zur Wasserhaltung sollte im Wassergesetz Sachsen-Anhalt verankert werden. Dazu könnte im jetzigen § 52 Abs. 1 Satz ergänzt werden, dass die Erhaltung eines ordnungsgemäßen Abflusses nicht die Wasserrückhaltung beeinträchtigen darf und Rückhalteraum nicht verloren gehen darf.
Um Bäume mit ausreichend Wasser zu versorgen, kann die Wasserhaltung im Wald nur ein Teil der Lösung des Problems sein. Deshalb setzen wir insbesondere auf andere waldbauliche Methoden (z. B. Aufbau eines Dauer- bzw. Plenterwald) Wir schließen nicht aus, dass ungleich aufwendigere Maßnahmen, wie sie zurzeit nur auf Wüstenstandorten verwendet werden – wie beispielsweise Tröpfchenbewässerung oder wasserspeichernde Granulate - relevant werden.
Zu: Naturnahen Waldbau fördern
Vor dem Hintergrund des rasant forstschreitenden Klimawandels sterben selbst heimische Laubbäume wie Eiche (Diplodia) und Buche (Schleimfluss) an vielen Standorten ab. Aus diesem Grund sehen wir die Notwendigkeit, dass auch nicht-heimische Bäume angepflanzt werden, wenn sie den veränderten Bedingungen des Klimawandels besser standhalten können. Die Artenauswahl hat jedoch neben der Standortgerechtigkeit auch ökologische Risiken wie zum Beispiel Invasivität zu berücksichtigen.
Als heimisch bezeichnen wir Baumarten, die seit der letzten Eiszeit in dieser Region vorhanden sind. Nicht heimisch sind Baumarten deren Anbaugebiet nicht mit dem Ursprungsareal übereinstimmt. Das bezieht sich auf Klimazonen und Erdteile aber auch Höhenstufen. Standortheimisch ist eine Bezeichnung für heimische Bäume, die an einem bestimmten, auch sehr kleinräumigen, Ort oder Punkt unter Einbeziehung der örtlichen Besonderheiten vorkommen und an die bisherigen örtlichen Gegebenheiten angepasst sind.
Unter standortgerechten Baumarten verstehen wir, dass die bekannten ökologischen Ansprüche der Baumart bzw. des Baumbestandes mit den bekannten Eigenschaften des Standortes möglichst vollständig übereinstimmen. Zudem muss die Baumart vital und stabil wachsen und keine negativen Einflüsse auf den Standort haben. Der Begriff „standortgerecht“ muss auch die zu erwartende klimatische Entwicklung mindestens bis zum Erreichen der Reproduktionsfähigkeit der Baumart mit beinhalten.
Standortanpassung nennen wir das Vermögen von Bäumen sich in gewissen Grenzen ändernden Bedingung anzupassen, so dass eine folgende Generation von Bäumen auf derselben Fläche wachsen kann, auf der die Saatbäume nicht überleben konnten. Durch die Veränderung des Verhältnisses von Wurzel- zu Blattmasse z.B. kann ein Baum mit trockeneren Bedingungen zurechtkommen, wenn er sich in der Wuchsphase diesen Bedingungen anpassen kann.
In der Bewirtschaftung der Wälder ist drauf zu achten, dass diese baum- als auch bodenschonend erfolgt. Denn gerade der belebte Oberboden ist auch eine wichtige und häufig unterschätzte CO2- Senke. Dazu kann insbesondere der Einsatz von Rückepferden insbesondere bei der Waldernte beitragen. Aufgrund der bei einem ständigen Hochwald mit allen Altern und Arten (Plenterwald) nur noch Areal- oder Einzelstammweise Entnahme von Bäumen wird der Einsatz von großen Erntemaschinen (Harvester, Forwader) nicht mehr ökonomisch und schon gar nicht ökologisch sein.
Fünf Prozent der Waldfläche in Deutschland sollen Naturwälder ohne Nutzung werden. Das ist das Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie, die die Bundesregierung im Jahr 2007 verabschiedet hat. Denn unbewirtschaftete Flächen sind wertvolle Lebensräume für seltene Arten und Lebensgemeinschaften und tragen erheblich zur Biodiversität bei.
Fichte, Tanne und Kiefer sind in ihren physikalischen Eigenschaften den Laubhölzern überlegen, so dass aus Nutzer- und Käufersicht Mischwälder nur bedingt Ersatz für Nadelbäume sind, sondern Importe von Holz aus meist weniger kontrollierten Gebieten. Das ist aus vielen Gründen abzulehnen.
Plantagenwälder stellen die naturfernsten Waldsysteme dar. Sie bestehen in der Regel aus nur einer einzigen schnellwüchsigen Baumart und stellen eine Übergangsform zur Landwirtschaft dar. Sie sind gekennzeichnet durch eine intensive Bodenbearbeitung, den regelmäßigen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und sehr kurze Umtriebszeiten von oft weniger als 10 Jahren. Das Pflanzenmaterial wird durch Züchtungen konstant verbessert. Die Züchtungen werden in der Regel massenhaft geklont. Plantagen haben eine Rentabilität, die deutlich über der von anderen Wäldern liegt. Noch sind Plantagen in Deutschland selten, Pappelkulturen gewinnen jedoch als Energieträger an Bedeutung. Plantagenwälder sind anderen industriell genutzten Agrarflächen in den Ökosystemleistungen überlegen, erfüllen aber nicht unsere Ansprüche an einen stabilen und artenreichen Wald.
Zu: Holz Nachhaltig nutzen:
Holz als nachwachsender Rohstoff hat großes Potential in Bezug auf den Klimaschutz, auch wenn es den Wald verlassen hat. Es kann Anwendung bei langjährigen Nutzungen finden, wobei der Kohlenstoff auch weiter gespeichert bleibt. In der Herstellung energieintensive Stoffe können ersetzt werden. Eine Kaskadennutzung ist anzustreben.
Importe von nicht oder weniger nachhaltigem Nadelholz sind abzulehnen. Dasselbe gilt für energieintensiv produzierte Ersatzstoffe wie Stahl oder Beton. Deshalb gilt es, in den vorrangig wirtschaftlich genutzten Wäldern standortgerecht ökologisch- ökonomische Mischungsziele verschiedener Baumarten in die periodischen Forstplanungen zu übernehmen.
Zu: Ökosystemleistung des Waldes fair bezahlen:
Da zur Zeit und vermutlich auch in der näheren Zukunft mit dem Wald durch die Holznutzung kein Geld verdient werden kann, müssen Finanzierungsmodelle entwickelt werden, die den Waldbesitzenden für ihre Arbeit eine faire und finanzielle Sicherheit geben. Denkbar ist, dass in Anlehnung und mit dem Zeithorizont des Erneuerbaren Energien Gesetzes über einen Zeitraum von 20 Jahren Geld aus der CO2-Bepreisung für die CO2-Bindung des Waldes gezahlt wird.
Das führt zu einer ursächlichen Verknüpfung von CO2-Emission und den Kompensationsleistungen, die von vielen Menschen direkt genutzt werden können, um unsere Landschaft zu erhalten und gegen den Klimawandel zu stärken. Dieses führt auch zu einer höheren Akzeptanz des CO2--Preises, insbesondere in ländlichen Regionen. Wünschenswert wäre ein Katalog mit verschiedenen forstlichen Maßnahmen, die jeweils einer gewissen Menge an Emissionszertifikaten entsprechen, die damit finanziert werden können. Die maximale CO2-Bindungsfähigkeit der geschaffenen Landschaft muss als Obergrenze angesehen werden, damit ein Überangebot an CO2-Zertifikaten vermieden wird.
Die Hilfen an Waldbesitzende müssen an den Aufbau von klimastabilen Waldbeständen gekoppelt sein. Wiederaufforstung von großflächig abgestorbenen Flächen oder Erstaufforstung von bisher nicht bewaldeten Flächen verdienen darüber hinausgehende Förderung, ebenso der Waldumbau zu klimastabilen Mischwäldern. Der Anbau von hauptsächlich für die industrielle Verwendung geeigneten Baumarten in kleinen Reinbeständen sollte ausschließlich durch die CO2-Zertifikate unterstützt werden.
Zu: Hilfen für Privat- und Kommunlawald intensivieren:
Von den 280.000 ha Privatwald sind in Sachsen-Anhalt rund 90% Kleinstprivatwaldstücke unter 10 ha. Vielfach sind die Kleinstprivatwaldbesitzenden mit ihrem Wald überfordert. Wir gehen davon aus, dass 70.000 bis 120.000 ha nicht professionell betreut werden und – wenn überhaupt - nur zur Brennholzgewinnung genutzt werden. Für Kleinstprivatwaldbesitzern mit nur kleinen Flächen von unter 10 ha Größe hat sich der Wald bisher ökonomisch in der Regel nicht gelohnt. Die Kosten –u.a. für Beratung und Betreuung und für die Berufsgenossenschaft (wenn sie nicht in einer FBG sind) - überwiegen oft die Einnahmen aus dem Holzverkauf; sofern dieser überhaupt stattfindet. Auch Kleinprivatwälder von 10-200 ha sind meistens nur ein Zubrot und noch keine Lebensgrundlage. Auch hier sind die Einnahmen aus dem Wald selten höher als die Kosten für die Erhaltung. Wenn sich die Situation aufgrund der Schäden nun noch weiter verschärft, werden viele Kleinst- und Kleinwaldprivatwaldbesitzende ihren bisherigen Idealismus über Bord werfen und ihr Waldstück entweder verkaufen oder verkommen lassen, was meistens zu einer Minderung der Ökosystemleistungen führt Wiederaufforstungen nach Schäden werden nicht stattfinden.
In den nächsten fünf Jahren bis 2023 stehen aus dem MULE allein über die Waldschutz-Richtlinie zur Bewältigung der Schäden und über die Waldumbau-Richtlinie für Aufforstungen, Bodenschutzkalkung und Wegebau insgesamt 12,7 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Darüber hinaus sind hier einige Unterstützungen zu nennen wie:
- Die steuerliche Erleichterung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer inkl. Sonderregelung für besonders betroffene Betriebe
- Die Verlängerung des befristeten Transportgewichtes für Schadholztransport auf 44 Tonnen
- Die Initiierung der Ausnahmeregelung vom Kabotageverbot durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bis zum Ende des Jahres 2019 - d.h. auch ausländische Transportunternehmen sind für den Abtransport des Schadholzanteils zugelassen.
- Der Personalabbau der vergangenen Jahre wurde gestoppt und es wird an einer ausreichenden Personalausstattung gearbeitet. Bisher wurden 39 zusätzliche Beschäftigte im Landeszentrum Wald und dem Landesforstbetrieb angestellt. Es zählt der Grundsatz, das der beste Dünger für den Wald von den Schuhsohlen der Försterinnen und Förster stammt. Dies bedeutet, das wir uns innerhalb der finanziellen Möglichkeiten gegen unverantwortliche personelle Extensivierungsbestrebungen im Waldbereich stellen.
- Weiterhin gibt es eine garantierte Übernahme von Azubis mit einem Abschluss mit Note 2,5 oder besser, sowie der Einrichtung eines Dualen Studium in der Forstverwaltung mit der Hochschule Erfurt.
- Privater Waldbesitz unter 10 Hektar wird durch das Landeszentrum Wald bei der Aufarbeitung und Vermarktung von Schadholz unterstützt.
- Fünf Nasslager wurden für die Zwischenlagerung des Holzüberangebotes eingerichtet.
- Die Förderhöhe für den Ausbau und die grundhafte Instandsetzung von Waldwegen für struktur- oder ertragsschwache Erschließungsgebiete in Bereichen der Waldbrandgefahrenklassen A und B wurde von 70 auf 90 % erhöht.
- Die Überwachung der Populationsentwicklung bedeutender Schaderreger durch das Landeszentrum Wald in Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen-Forstlichen-Versuchsanstalt wurde über das Waldgesetz hinausgehend erweitert.
- Die Richtlinie „Forst 2019“ für den Waldumbau wurde mit zahlreichen Erleichterungen zur Saatgutbeschaffung, Baumauswahl, Mindestflächen bei der Bodenschutzkalkung und Höchstsätzen für Leistungen der Aufforstung überarbeitet.
Zu: Neue Flächen für Wald und zur Anpflanzung von Bäumen finden und nutzen
Andere Landschaftsformen erfüllen ebenfalls wichtige Funktionen, sie dienen zur Lebensmittelproduktion oder erhalten die Artenvielfalt. Diese Funktionen sind aber durch ein Fortschreiten des Klimawandels grundlegend gefährdet, so dass die Schutzfunktion des Waldes höher gewichtet werden muss. Lediglich Landschaftselementen, die der Wasserrückhaltung dienen (z.B. natürliche Bäche, Teiche, Auen etc.), kommt eine ähnliche Bedeutung zu.
Agroforstwirtschaft ist der kombinierte Anbau von Gehölzen und Bäumen mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen oder der Weidehaltung. Eine Form stellen Hutewälder dar- d.h. gestreute Waldflächen auf Grünland und deren extensive Beweidung. Agroforstsysteme haben vielerlei Vorteile wie: Schutz vor Wind- und Wassererosion, Verschattung, positive Begünstigung von Bodeneigenschaften, erhöhter Wasserrückhalt, verstärkte CO2-Bindung, effizientere Flächennutzung durch potenzielle Ertragszuwächse und ökologische Synergieeffekte. Als Agroforst können neue Flächen für die Anpflanzung von Bäumen gefunden und genutzt werden.
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